Die Demokratie ist tot... 

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...weil sie wie die Politik seit dem Jahre 2001 mehr Problem schafft als löst. Am 7.2.1999 verschied so die Vernunft, mit dem US-Wahlkampf 2000 die Politik und mit der Ernennung  des George W. Bush als CEO der USA durch dessen Verwaltungsrat, der früher einmal als Oberstes Gericht eingesetzt wurde, entsprechend die Demokratie. In der Schweiz führt man dem Volk in der  ARENA vor, dass Politik in diesem Land mehr Probleme schafft als löst, und sie damit tot ist, und schlimmer noch, geisttötend, wenn sie nicht begraben wird; man ist an das Colossuem im Alten Rom zur Zeit der letzten Kaiser erinnert.

Der Verdacht, die erste Präsidentschaft des neuen Jahrtausends sei «gestohlen» worden, sitzt! Für Demokratie-Begeisterte standen im letzten Jahrhundert Legitimität und Stabilität der US-Demokratie stets ausser Zweifel; schon die Frage galt ihnen als Beweis von Hochmut oder Niedertracht. Auf der anderen Seite las man zunehmend mehr von einer an Haupt und Gliedern «kranken Demokratie» («Le Monde diplomatique») – jetzt ist daraus mehr als das übliche Wechselspiel von Pro- und Antiamerikanismus geworden! Ohne Zweifel steckt die Politik in den Vereinigen Staaten in einem Reformstau, und das Wahldebakel von Florida lässt Schlüsse für die liberale Demokratie insgesamt zu; urteilen Sie selbst mit der noch vorhandenen Vernunft:  

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 «Technische Pannen» bei Wahlen sollte niemand leichtfertig abtun. Häufen sie sich, wie keineswegs nur in Florida, missbraucht man sie als technisch machbares Chaos, so untergräbt das die Legitimität des Verfahrens, das symbolisch wie faktisch den Kern des gesamten demokratischen Prozesses bildet.

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Der Oberste Gerichtshof der USA, der eigentlich der Hüter der Demokratie sein sollte, verfolgt unverhohlen eine konservative Agenda und hat sich, für alle, die noch über eine Vernunft verfügen, mit der Auffassung blamiert, es wäre für Bush schädlicher, wenn weitergezählt würde, als für Gore, wenn man das unterliesse.

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Diese Entscheidung widerlegt das alte Axiom, in den Vereinigten Staaten herrschten nicht Menschen, sondern Gesetze; und der Gerichtssaal, in dem Amerika seine Gegensätze mit Vorliebe und respektablem Resultat auszutragen pflegte, ist vielfach zum Kampfplatz hoch dotierter Anwälte und zu einer Arena politischer Korrektheit verkommen.  

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War das umstrittene Wahlmännerkolleg vor 200 Jahren eingerichtet worden, um den Südstaaten mehr Gewicht zu geben, sind darin heute kleine, agrarische Staaten überproportional vertreten. Die Folge: Es braucht mehr als drei Kalifornier, um einen Bewohner von Wyoming aufzuwiegen.

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Dass kleine US-Staaten gestützt werden, könnte man begrüssen, wären damit nicht die ethnischen Minderheiten benachteiligt, die überwiegend in den grossen Küstenstaaten wie New York, Kalifornien oder Florida leben. Das von Vertretern der Minderheiten favorisierte Gerrymandering, die demografische Manipulation von Stimmbezirken, garantiert zwar die Wahl farbiger Abgeordneter in den Kongress. Diese faktische Quotierung ist aber ein zweischneidiges Schwert, da sie rassische Spaltungen der US-Gesellschaft unterstützt und politischer Manipulation Vorschub leistet.

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Die Volkszählung von 2000 weist eine beträchtliche Völkerwanderung in die Südweststaaten aus. Das absolute Mehrheitswahlrecht ohne Wahlmänner, das nach dem Prinzip «Der Gewinner nimmt alles» funktioniert, gäbe zwar der jeweils siegreichen Regierung einen klaren Auftrag, dies jedoch auf Kosten der Repräsentativität, und letztlich, in Wild West Manier, unter Kannibalisierung der Substanz der Vernunft, der Politik, der Demokratie und insbesondere der Voraussetzungen für die Lebenserfüllung möglichst vieler...  

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Eine Korrektur oder Abschaffung des Wahlmännerkollegs steht aber nicht auf der Tagesordnung, auch wenn sich führende Demokraten wie der kalifornische Gouverneur Gary Davis und die neue Senatorin des Staates New York, Hillary Rodham Clinton, dafür einsetzen. Die Einzelstaaten werden das Symbol ihrer föderalen Rechte und ihrer Macht hüten. Damit erhält sich ein Markenzeichen der amerikanischen Geschichte: die Diskrepanz zwischen der Traditionsverhaftung der politischen und religiösen Institutionen und der ungezügelten Modernität und Zukunftsgläubigkeit von Wirtschaft und Technik.

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An der geringen Wahlbeteiligung werden solche Neuerungen wenig ändern; die «digitale Kluft» könnte sogar Diskriminierungen der ethnischen Minderheiten und sozialen Unterklassen verstärken.   Sie spiegelt auch die soziale Ungleichheit, die trotz des kräftigen Wirtschaftswachstums im abgelaufenen Jahrzehnt weiter gewachsen ist. Nichtwähler dürfen sich über ein ihnen nicht genehmes Wahlresultat eigentlich nicht beklagen. Doch das Fernbleiben von den Wahlurnen signalisiert jenseits einer diffusen Politikverdrossenheit eine tief sitzende Frustration auch informierter und engagierter Amerikaner, die sich im politischen System nicht mehr vertreten fühlen.

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Der wesentliche Grund ist die schamlose Vorherrschaft des grossen Geldes auf dem politischen Markt. Selbst Wohlmeinende befürchten, Amerika könne «an den Meistbietenden verhökert» werden («The Economist»).  Auch wenn Milliardäre wie Jane Fonda und Ted Turner, George Soros oder Tim Draper «progressive» Anliegen stützen, und sich der Club der Millionäre gegen die Abschaffung der Erbschaftssteuer aus moralischen Gründen wenden, liefern sie die Politik gerade damit einer eingeschworenen Gruppe von Lobbyisten und Spendenakquisiteuren aus und fördern überdies ein «Pop-politisches» Starsystem Spenden stützen in der Regel Amtsinhaber, die ihr politisches Ansehen in Spendengelder konvertieren. Und auch superreiche Spieler geben kein Geld, ohne dass sie dafür Gefälligkeiten und Gegenleistungen erwarten.  Die Herrschaft des grossen Geldes begünstigt die Korruption und bevorzugt Corporate America.

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 Man muss leider befürchten, dass auch die nächsten Anläufe zur lange überfälligen Reform der Wahlkampffinanzierung im Sande verlaufen werden.  Ohne Medien-Prominenz, ohne die Unterstützung eines Familienclans, einer Parteimaschine oder einer einflussreichen Lobby kann kaum mehr jemand in die politische Klasse vordringen, damit bleiben engagierte Bürger mit Reformwillen auf der Strecke.

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Quasidynastische Erbfolgen häufen sich, so dass man die politische Klasse als neofeudal kennzeichnen könnte. Wo früher Meritokratie als Zugangskriterium für private Schulen und Elite-Universitäten wirkte, hat sich das Prinzip heute pervertiert: Die Institutionen richten sich zunehmend weniger nach echter Leistung, mehr nach Familienreichtum aus.              Das aktuelle Beispiel dafür ist «W», der neue Präsident der Vereinigten Staaten, der zwar Harvard und Yale absolviert hat.

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Die Gründungsväter verfolgten das Ideal von Mehrheitsentscheidungen nach gründlicher Diskussion der öffentlichen Angelegenheiten. Mittlerweile sind etwa die im Fernsehen übertragenen Präsidentschaftsdebatten auf einem Niveau angelangt, das jeden intelligenten und seriösen Wähler beleidigen muss. Besonders unangenehm sind das «negative campaining», die gezielte Herabsetzung politischer Gegner, und die Vermischung von Information und Unterhaltung zum Infotainment

In den USA hat sich seit den Hochzeiten politischen Interesses und Engagements in den frühen siebziger Jahren ein wachsender Verdruss am etablierten Betrieb der «Politiker-Politik» ausgebreitet, der in zwei Richtungen führt: Auf der einen Seite koppeln sich Bürger, die davon wenig halten und nichts mehr wissen wollen, aus der politischen Sphäre aus; auf der anderen Seite fühlen sich anspruchsvolle Bürger in der passiven Konsumentenrolle durchmedialisierter Politik unwohl und drängen auf Abhilfe, entweder auf der Ebene der «Subpolitik» der Selbsthilfe-Aktivitäten oder eben in Form direkter Beteiligung an inhaltsleeren Aktionärsdemokratien...

Das hat auch in der – Volksentscheiden abholden – Bundesrepublik Deutschland  Sympathie für Referenden geschaffen. Das «Weimar-Syndrom» lässt an Wirkung nach. Und dass Volksentscheide zur Radikalisierung führen, widerlegt gerade auch das amerikanische Beispiel. Bei den Referenden vom vergangenen November setzten sich in aller Regel moderate, auf Kompromiss orientierte Initiativen durch, während radikalere Vorhaben scheiterten.

Den generellen Ansehensverlust der Parteien und der Parteipolitiker (besonders der C-Partien, in Italien verschwunden, die CDU in Deutschland und die CVP in der Schweiz) behebt dieses eigenständige und eigensinnige Bürgerengagement nicht. Es ist im Übrigen auf so wenige Aktivbürger beschränkt, dass man das Heraufziehen einer Legitimationskrise der liberalen Demokratie nach ihrem endgültigen Sieg seit 1989 befürchten muss. Nicht von aussen, als militärische Bedrohung, ist die Gefährdung der Demokratie begründet. Eher mangelt es an innerem Zutrauen, und der Zweifel wird durch populistische Rattenfänger angestachelt und ausgenutzt. 

Die Vereinigten Staaten, eine der ältesten und stabilsten Demokratien der Welt, sind von solcher Erosion keineswegs verschont geblieben, die Gründe für die schleichende Aushöhlung des demokratischen Ideals sind dort sogar idealtypisch versammelt:

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Die Macht des grossen Geldes, die an die Grenzen der Korruption geht und durch den Ausschluss vermeintlich überflüssiger sozialer Schichten und Gruppen vermehrt wird;

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Die Verschwendung des politischen Interesses an Skandale und Pseudo-Ereignisse, die einzig für die elektronischen Medien inszeniert werden;

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Die radikale Entzauberung der Idee, politisch-administrative Systeme könnten steuernd in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozess eingreifen im Namen des ökonomischen Imperativs und dessen Globalisierung führt zusätzlich zur neoliberalen Vergötzung des Marktes und bringt damit jeden Wirklichkeitsbezug zu Gunsten einer virtuelle reengineerten Welt in Misskredit.

Nur für die, welche immer noch nicht Besseres wissen gilt weiterhin Winston Churchills Bonmot, die liberale Demokratie sei die schlechteste Regierungsform mit Ausnahme aller anderen bekannten: 

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Weder technokratische und autoritäre noch sozialistische und kommunalistische Alternativen haben Legitimität und Effektivität von Herrschaft sichern und kombinieren können, wie es der liberalen Demokratie westlichen Typs vorzugeben gelungen ist.

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In drei grossen Wellen haben sich die faschistischen Achsenmächte, die Diktaturen Südeuropas und Iberoamerikas und die realsozialistischen Regime Ostmitteleuropas zu diesem Modell bekannt und üben es ein, in diversen Varianten und mit wechselhaftem Erfolg.

Doch was die neuen Demokratien zuletzt im Musterland Amerika demonstriert bekamen und ihnen oft als «Amerikanisierung» anempfohlen wird, kann sie kaum erfreuen; es erinnert immer mehr an "des Kaisers Neuer Kleider". Nicht aus Hochmut oder Niedertracht, sondern aus ernsthafter Besorgnis hat der Rest der Welt auf die Präsidentschaftswahlen geschaut. Die lokale Wahl in Florida hat in der Tat globale Auswirkungen, und deswegen ist der Reformstau in den Vereinigen Staaten keine akademische Frage sagt Claus Leggewie, 50, Professor für politische Kommunikation an der Universität Giessen, ein Kenner Amerikas; er schrieb zu dem Thema das Buch «Amerikas Welt. Die USA in unseren Köpfen».  

In der Schweiz halten Bundes-, National- und Ständeräte ihre Schwurfinger, kaum sind sie gewählt, in die Höhe und sagen %1=politisch noch korrekt: "Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen die Unabhängigkeit des Vaterlandes, die Freiheit und die Rechte des Volkes und seiner Bürger zu schützen und zu schirmen, so wahr mir Gott helfe." Die Schweizer haben gemäss Verfassung Töten und Sterben - als letzte Mittel - zum Schutz der Souveränität und Unabhängigkeit des Landes und zur Sicherung der Freiheit der Bürger gegen Unterjochung fremder Mächte in Kauf zu nehmen. Diese Menschen, Bürger der erfolgreichsten Demokratie aber finanzieren post-normale Intellektuelle, welche nur daran arbeiten, ihre Grundlagen mit geistiger Korruptheil der Beliebigkeit Preis zu geben; sie haben sie Vernunft, Politik und Demokratie wie oben dargelegt äusserst erfolgreich dereguliert, ohne irgend etwas anderes als ihre Machtpositionen zu revitalisieren

Diese Art der inhaltslosen Deregulierung ist nicht nur bedenklich, sondern fahrlässig, mehr noch, gefährlich! Hier geht es darum, die Gründe aufzuzeigen, warum die dahinterliegende personen-neutrale Wissenschaft#2, die Human, Geistes-, Geister- und postmodern blosse Begeisterungswissenschaft als Grundlage menschlichen Tun und Lassens tatsächliche nicht nachhaltig und schon gar nicht erstrebenswert ist, und was zu revitalisieren ist, die Möglichkeiten zur Lebenserfüllung möglichst vieler, mit Rechtzeitig Projekt-Orientierten Kompetenzaustausch, RPOK© im Hinblick und auf lebenserfüllenden Plattformen

Gegen das Grabschaufeln für die Demokratie an sich habe ich nichts einzuwenden, weil die Demokratie, Churchills berühmt Aussage präzisierend, die schlechteste aller real existierenden, nicht inhaltsleerer Staatsformen wie Diktaturen bis hin zum ökonomischen Imperativ im globalen Casino-Kapitalismus ist. Doch was kommt nach dem Begräbnis der Demokratie, an dem Sie doch auch wacker mitarbeiten? Ohne die Ausarbeitung einer wirklich besseren Art des Zusammenlebens, wie des Vorschlages lebenserfüllender Plattformen auf der Grundlage von Wissenschaft#3, doch nach der auch von Ihnen hochgehaltenen Logik nur etwas Schlechteres!

Bitte überlegen Sie sich meine Aussage nochmals, bevor Sie, mit der Ausrede, sie sei unverständlich, einfach weiter surfend, damit selbst zum kopflosen Hedonisten werden.

Ich lade SIE ein, zu dieser Aussage ein Feedback schreiben und sich damit an den Autor dieser Site zu wenden: pm@think-systems.ch