Die Ware Wahrheit 
by
Dr. Peter Meier
BedeutungsGebende Informatik BGI AG, Zürich

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Finden Sie selbst heraus, wie "man" (Intellektuelle und andere Schwarzkünstler) das Leben virtualisiert, um es zum eigenen, kurzfristigen Vorteil auf Kosten der Lebenserfüllung kannibalisieren  zu können. Die Philosophie nennt solche Akteure Subjekte und das/die von ihnen Betroffenen, Objekte...

Vorwort: An der Universität Zürich ist 1999 ein "UNABHÄNGIGES FORUM FÜR DIE WARE WAHRHEIT" gegründet worden. Dabei wird vom Anspruch ausgegangen, dass die Wissenschaft den Zugang zu wesentlichen Bereichen der heutigen Welt eröffne. Nicht nur in der Schweiz werden jedoch die in der Welt entscheidenden Rollen von Anwälten und dem ökonomischen Imperativ ergebenen Manager im Namen des "Share Holder Values", einer  virtuellen Grösse, gespielt. Weil die Intellektuellen ihre wichtige Rolle behalten wollen, beginnen sie immer mehr, sich mit Virtualität und Schwarzkunst ins Zentrum zu rücken. Dabei geht es mehr um die Kunst, der schwarzen eben, die Wirklichkeit nicht so wirklich werden zu lassen, wo doch die moderne Wissenschaft genau das Gegenteil angestrebt hat. So wird Information mit dem "Added Value" Virtualität zur Ware Wahrheit und damit wahre Menschen zu Menschenware. Gemäss Bibel aber ist Wahrheit das, was einem auf dem Weg zum Leben und dessen Erfüllung führt.  In der Moderne war Wahrheit der sinnvolle Bezug zur Realität im Hinblick auf ein gewissenhaftes Verstehen der relevanten Wirklichkeiten im Sinne der relevanten ursächlichen Zusammenhänge der Realitätsformung und Veränderung. Nun schafft uns die "Ware Wahrheit", der Postmoderne sei Dank, im wesentlichen Zugang zur aktuellen Virtualitäten wie Trends, politische Korrektheit etc. und macht aus Nichts, eben mit Schwarzkunst Beachtung in der Masse. Wie das vor sich geht wurde am Eröffnungsforum des besagten Forums exemplifiziert:

Ein Plenum bestehend aus einem Juristen (Prof. Roger Zäh), einem Wirtschaftsphilosophen (Alesandro Maranta) und Wissenschaftsforscher, dem Geschäftsführer von Greenpeace (Hans Hiltbrandt), einer CVP-Nationalrätin (Rosemarie Zapfel), dem stellvertretenden Chefredaktor der Baslerzeitung (Martin Hicklin) und einer Malerin (Rosina Kuhn) gab am 24.4.99, unter der Leitung einer TA-Journalistin in bekannter Podiumsmanier zuerst ihre Meinungen zum politischen Umfeld, der Umweltproblematik und der Genwissenschaft zum Besten. Darauf aufmerksam gemacht, dass dabei Grundlagen vermisst wurden, macht die Forumsleitung darauf aufmerksam, dass nach der Pause das Thema "Gesellschaftsentwurf" diese Lücke schliessen würde. Was dann geschah war, dass sich ob der angesichts dieses, wie es die Malerin im Gegensatz zur Journalistin ausdrückte, härtesten Themas die allgemein bekannte Sinn- und Orientierungslosigkeit breit machte. Das benützte die Malerin, um sich mit der Kunst ins Szene zu setzen. Die Politikerin griff  diesen Faden dankbar auf, und bemerkte politisch korrekt, dass sie von Kunst nichts verstehe, nur um sich dann damit  ihrerseits mit freien Assoziationen darüber ins Szene zu setzen. Mit anderen Worten, da wurde aus Nichts, Applaus gemacht, Schwarzkunst also.  Dann war das Podium reif für den unwidersprochenen massenpsychologsichen Funken der Malerin: "Jeder Mensch ist ein Künstler, jeder Künstler ist Mensch" was impliziert, dass wer Schwarzkunst nicht massenwirksam beherrscht, ein Unmensch ist. Der Autor konnte sich als Plenumsteilnehmer mit dieser Anmassung seines Menschseins nicht einverstanden erklären. In einem "kunstvollen" Patternbreak stellte er einen Feuerlöscher vor das Podium: Man gebot ihm zaghaft Einhalt und entfernte das Symbol und macht darauf aufmerksam, dass Mehrheitsbeschlüsse das beste denkbare (menschgemachte) System des Zusammenwirkens abgebe...

Damit war der Bann gebrochen und der Jurist konnte zum Kernpunkt vorstossen: "Es gibt Dinge, worüber die Mehrheit nicht verfügen können sollte!" Der Frage, was das für Dinge seien, versuchte er mit einem vagen Hinweis auf Menschenrechte personen-neutral aus dem Weg zu gehen. Auf eine Präzisierung des Autors, dass es sich dabei um die Wirklichkeit handle, die bekanntlich als Natur- und Lebensgesetze unverfügbar sei, reagierte er mit autoritätsgebietenden Emotion und versucht seine Position im Plenum zu waren (bewusst ohne "h" geschrieben). Schliesslich macht uns die Postnormalität ja weis, dass es eine Wirklichkeit als vorgegebenen Ursächlichkeit gar nicht geben und z.B. Naturgesetze und die des menschlichen Zusammenlebens nur gesellschaftliche Konventionen, also vom Menschen je nach Lust und Laune, bzw. Trend machbar seien.

Nachdem der Jurist so seinen Geistesfunken voreilig zum Erlöschen gebracht hatte, ging man wieder zum Allermeisten über, über das nach seinen politisch korrekten Worten die Mehrheit entscheiden solle. Schliesslich wollte man einen guten Eindruck beim Publikum machen, ohne den Beweis antreten zu müssen, dass man etwas zum aus der Einleitung als notwendig durchscheinenden Rechtzeitig Projekt-Orientierten Kompetenzaustausch, RPOK© beigetragen habe. Nachdem man einleitend bemerkt hatte, dass es der Wissenschaft und der Politik an RPOK mangelt, und auf den Sieg der von Greenpeace dazu angeregten Konsumenten über Shell aufmerksam gemacht hatte, demonstrierte man nun "schön" warum man jetzt kein RPOK machen wolle, nämlich weil man, "menschlich", mehr um Applaus als um Nachhaltigkeit besorgt ist.

Wer oder was aber schützt den Menschen in seiner Lebenserfüllung vor dieser Denkkatastrophe,
dieser derart mit Schwarzkunst fehlgeleiteten Menschheit, und der jetzt entsprechend globalisierten Systeme?

Wen wundert es da, dass in der Schweiz nur etwa 35% an der Abstimmung über die neue Verfassung teilgenommen hatten, was von der Politikerin zu Recht als Zeichen dafür gewertet wurde, dass die vielgepriesene Demokratie nicht mehr funktioniert. Der Volksstimmung gemäss, zeichnet sich nun der Stil Blocher's SVP als Alternative ab und beginnt für die anderen Partien Vorbildcharakter anzunehmen, und führt in der Wirtschaft zu immer mehr Nachahmungstätern und Trittbrettfahrern. Der SVP-Präsident Maurer fordert die Führungsrolle über die Rechten und Blocher stellt im Blick ein Regierungsprogramm ohne SP vor. Auch hier spielt die Kunst, in diesem Fall, die, wie man das Volk nach Blocher berechnend, auf die eigenen Linie (ver)führt eine Vorreiterrolle. Damit interpretieren die Intellektuellen  fleissig Wissen, und nennen dieses Virtualitätschaffen irreführend Wissenschaft. Das aber führt nicht zum Verstehen der Wirklichkeit, sondern dieser hinterher hinkend lediglich zu Argumenten zum Argumentieren über das Wissen darum, worin sie sich in ihrem Buhlen um Zustimmung kaum mehr von Journalisten unterscheiden.

Damit gewann die allgemeinverständliche Quintessenz Oberhand, dass der Wert einer Gesellschaft darin besteht, wie sie mit Kunst umgeht und nicht etwa, wie sie die Lebenserfüllung möglichst vieler fördert (suchen Sie einmal nach "art" und "lifefulfilling" im Internet). Bekanntlich geht die Schweiz mit Kunst relative gut um, hat aber einer der höchsten Verzweiflungsraten (Drogenkonsum, Selbstmordrate, Scheidungen). Doch auch hier weisst Kunst den Weg, wie man die Wahrheit über die Realität schönt. So konnte die Malerin wahrheitsgemäss und damit unerkannt, Fluch der Philosophie des "anything goes" sagen: "Kunst ist ein Sumpf, ein grauenhaftes Gut". Allfällige Bedenken gingen in der lauten Rockmusik unter. So auch der Hinweis des Wissenschaftsforschers, dass die (personenneutrale) Wissenschaft eigentlich keine Antworten (auf für die Lebenserfüllung persönlich relevanten Probleme) wisse, und in einem wahnsinnigen Spiel die wirklichen Entscheide der personenneutralen Demokratie, bzw. dem inhaltsleeren "freien" Markt überlasse, und es letztlich nur inhaltsleer um Macht und Einfluss gehe. Mit deren "personen-neutraler" Verzierungen mit "Added Values", soll zudem erhärtet werden, dass, was nicht sein darf, persönliche für die Lebenserfüllung relevantes Wissen, nicht sein kann. So schloss den die offizielle Veranstaltung, mit der Aussagen einer Geisterwissenschaftlerin konsequent mit ihrem Bekenntnis, dass sie nicht an Gott glaube, nachdem ein Architekt ein Bekenntnis zu seinem Glauben an Gott gewagt hatte: Ein Mensch ohne Schöpfergott ist wie ein Architekt ohne Baustatiker, seine Turnhalle in Uster und sein auf Sand gebautes Haus wird genauso einstürzen, wie sein gottloses, d.h. geschlossenes Mentalsystem sich selbst zerstören wird.

Und nun liegt es an Ihnen, in diesem Supermarkt der Ware Wahrheit ihr neues Mentalbetriebssystem einzukaufen und damit der Kunst zu frönen, die Wirklichkeit nicht so wirklich werden zu lassen, oder bewusst in ihr den Weg zu gehen, der in Wahrheit zur Lebenserfüllung führt. Bedenken Sie das der Markt schöpfungs- und umweltfeindlich ist, der Postmodernismus den Schöpfer im besten Fall zu einer gesellschaftlichen Konvention von "Gott" relativiert und der Share Holder Value Sie in Ihrem Wesen als Geschöpf nicht aktiviert und es mit Bildungsmassnahmen, Infotainment und wenn nötig, mit (bald neuronaler und Gen-) Manipulation sozialverträglich macht. Im Übrigen tun die lieben Mitmenschen mit Mobbing und die Medien mit Neagtivschlagzeilen das ihrige. Eine Gesellschaft ist nicht auf Befriedigung und schon gar nicht auf Lebenserfüllung angelegt, in der selbst Christlich-Soziale dabei sind, wenn Wahrheit zur Ware verkommt! All dies vollzieht sich über dem "Unterbau" des Collegium Helveticum, der Stätte nationaler Schwarzkunst, die aus der Hexenküche kommend, jetzt  in der Sternwarte wieder eine sozialverträgliche Bleibe gefunden hat.

Prof. Adolf Muschg spricht im Zusammenhang mit der Verkommung der Wissenschaft zur Virtualitätsschafft, zwecks Verzierung der damit verbundenen Abwendung von der Wirklichkeit vom kosmologischen Entsetzen versus dem anthropologischen Hochgefühl das mit der Emanzipation in der Virtualität als erreichbar dargestellt wird von "Goethe und den Sternen". Fairerweise weist er zwischendurch auf das begrenzte Wissenschaftsverständnis von Goethe hin, allerdings erst nachdem er dieses schmackhaft dargestellt hatte. Damit vermeinte Goethe, den Tod nicht statuieren zu müssen. Man ist dabei an Wallenstein erinnert, der barocke Feldherr und Schwarzkünstler, der andere und sich selbst betrog, bis kein Sinnspruch mehr zu helfen vermochte und Kants "moralisches Gesetz in mir", dem selbst der "bestirnte Himmel über mir" nur als ein dürftiges Gleichnis dienen kann, scheiterte. Schillers Freiheit von der Natur wird, was früher als Sünde (Absonderung) bezeichnet wurde, im postnormalen Versuch der Emanzipation vom Wirklichkeitsverständnis zur Perversion und führt zur blossen "stoffartigen Wirkung", d.h. zum Götzendienst um das "goldene Kalb" - oder subtil, zur grössten Kunst, der, an welcher die Natur lediglich (zwecks Verführung noch wirklichkeitsbezogener Geister ) zum Schein mitgewirkt.

Es geht also gegen die Beziehungsfähigkeit zur Natur und zur Lebenswirklichkeit mit einer auf Analogien gegründeten Einstellung. Es geht nur noch um die Ehrfurcht für die, dem wissenschaftlichen Interesse erlaubten Gegenstände, womit natürlich die etablierte Wissenschaft und ihre Systempriester und nicht der Schöpfer primär Verehrung findet: Goethe formulierte dies 1818 ohrgerecht: «Der Mensch, wie sehr ihn auch die Erde anzieht mit ihren tausend und abertausend Erscheinungen, hebt doch den Blick forschend und sehnend zum Himmel auf, der sich in unermesslichen Räumen über ihm wölbt, weil er es tief und klar in sich fühlt, dass er ein Bürger jenes geistigen Reiches sei, woran wir den Glauben nicht abzulehnen noch aufzugeben vermögen.» So geht es mehr um das "offenbare Geheimnis" als um die Offenbarung, Goethe mehr um das eigene Recht als z.B. um Newtons verhasste Spektrum, mehr um das Kontaktempfinden und die Trading Zone zwischen den Menschen als, wie der Moderne um das Ding an sich und den Schöpfer, seine Schöpfung und uns Geschöpfe. So postulierte denn Goethe einerseits, jeder Gegenstand habe sein Geheimnis und seine Würde und was nicht zu den Sinnen spreche, gäbe damit zu verstehen, dass es nicht zur Erforschung bestimmt ist. Anderseits spielte er mit dem Gedanken, wonach man wahre Sätze alle umkehren kann und sie alsdann eben so wahr seien. So kann man interessierte Menschen als zu neugierig, und unliebsame Maschinen als "objektgewordene Verstösse" gegen die vorherrschende Mentalität ins virtuelle Feld der Argumente führen und damit auch die Ambivalenz des eigenen Wirklichkeitsbezuges und Lügen virtuell überspielen.

Es geht Postmoderne, für die sich Muschg gerne auf Goethe beruft um vom Menschen bewegbare Grenzen und darum, hinter den eigenen Grenzen, in "mutual admiration societies", den Mitmenschen  Ehrfurcht zu gebieten: So lässt uns am Ende diese Jahrhunderts die NATO staunen und Milosevic lässt uns schaudern! Der gleiche Goethe liebte natürlich Technik als Spielerei und träumte, in Umkehrung seiner Scheu vor der Unermesslichkeit der Schöpfung von Weltmaschinen und sprach im Zusammenhang mit dem Triumph menschlicher Technik von angewandeter Theologie; heute sind wird dabei das mit der Globalisierung des Share Holder Values zu konkretisieren! Wird da etwa Jugoslawien als abschreckendes Beispiel für eine Abwendung vom Trend hochgespielt?  Wer "Befristeter mit seinem Leben zu rechnen anfängt, bzw. an dessen Erfüllung glaubend die Sinnfrage stellt, für den hatte schon Goethe nichts übrig als den Hinweise auf den Tod, den man sich in der Welt damit einhandle, mit Faust das Kind (Erfüllung) mit dem Bade (Anmassung) schwarzkünstig, dem Trend günstig, ausschüttend.

Goethe hat sich mit dem Riskieren ungeheurer Sätze, wie etwa in seinem Alter, dass er den Tod nicht statuiere, seinen Namen gemacht. Er sprach auch aus, dass der Mensch kein von ihm losgelöstes Universum zu statuieren vermag, womit eigentlich die von seiner Zeit verehrte, reine Subjekt-Objektphilosophie als unwirklich entlarvt wurde; er hat damit die Wissenschaft, postmodern, auf die Virtualitätsschafft verwiesen, grosse Gedanken, reinen Herzens gefasst vorgebend. So degradiert er 1811 Astronomie zu einer Sprache, ihr keine reale Relevanz zubilligend, sie als Denkart bestimmter Virtualitässchaffender begreifend, um sich daran vergreifen zu können statt die Wirklichkeit zu begreifen. Das erinnert an Nietzsche: "Gott ist tot!", wogegen Gott jetzt zu Recht sagen kann: "Nietzsche ist tot!" Nachdem er der Wissenschaft virtuell den Realitätsbezug abgesprochen und sie kleiner gemacht hat, nimmt er als Vorbild für die Postmoderne unausgesprochen dasselbe Recht auch für sich selbst in Anspruch. "Er wollte von seiner Natur so reden, wie es seiner «Atmosphäre» gemäss war, ein in Goethes Sinn exakter Sprachgebrauch, denn diese «Atmosphäre» endet für ihn bei den Wolken, den äussersten Gestalten, in denen die Metamorphose, das Prinzip der Umgestaltung, noch sinnfällig wirksam ist. Sie sind der Atem der Erde, an dem wir partizipieren - wie er wiederum für uns geschaffen ist. Auf diese brüchige Spitze wagt er denn doch einmal das ganze Universum zu stellen" schreibt Muschg wohl aus Seelen- bzw. Mentalbetriebssystemverwandschaft.

Nach diesem «kosmologische Entsetzen» ist die Bahn frei, daraus virtuell ein anthropologisches Hochgefühl hoch zu stilisieren, um dann, als  ein gekränkter Narziss dem Weltall vorzuwerfen, dass es ihm nach diesem Sündenfall nicht mehr als Spiegel dienen kann. Muschg weist auf das - von Goethe inspirierte, wenn auch von seinem Schweizer Freund Tobler verfasste - Fragment «Die Natur» von 1783 hin: «Wir leben in ihr und sind ihr fremde . . . Sie scheint alles auf Individualität angelegt zu haben und macht sich  nichts aus den Individuen. Sie baut immer und zerstört immer und ihre Werkstätte ist unzugänglich.» Damit ist nach der Leugnung des Schöpfers auch seine Schöpfung auf ebenso verhängnisvolle Weise virtuell ihres Sinnes entleert. Wenn wundert es, dass aus dieser Geisterströmung, das zu tiefst Menschen als Geschöpfe verachtende 20 Jahrhundert mit all seinen Gräueln folgte. So gesehen sind Hitler und Stalin lediglich Erfüllungsgehilfen Goethes und Konsorten und die heutigen Postmoderne deren Reinwaschung; denn auch die virtuelle Erlösung muss heute drin liegt; in Deutschland spricht man bereits von Adolf dem Gütigen. Für Goetheinterpret Muschg ist Gott gerade noch als virtueller Sündenbock für Goethes virtuelle Kreaturen gut genug: "Wäre Gottvertrauen durch Naturdienst vollumfänglich ablösbar gewesen, so hätte sich Faust nicht dem Teufel verschreiben müssen - nicht nur, um zu entdecken, «was die Welt im Innersten zusammenhält», sondern auch, um das Einfachste zu lernen, das der gespaltenen Seele am schwersten fällt: den Genuss des Augenblicks". Um den Dämonen im Kern der Natur recht zu begegnen, brauche es dämonische Potenz, und ihrer Herr zu werden wird gar nicht gelingen meint Muschg defätistisch. Dass es nicht zu gelingen brauche, sei eine sauer und - bis zur gnadenhaften Erhebung des Schlussbildes - nie restlos erworbene Weisheit des Dramas. Diese Potenz leiste auch ein Wunder poetischer Ironie dabei. Denn eben jenes «ewig Weibliche», das «uns» im realen Weimar eingestandenermassen notorisch «unglaublich hinabzog», wird hier zur Gegenbewegung umgepolt und «zieht uns hinan» - «Jungfrau, Mutter, Königin, Göttin, bleibe gnädig!» Diese weibliche Gradation begegnet der faustischen Degradation und verkehrt die Höllenfahrt in ihr Gegenstück. Aber ist die abgründigste Zweideutigkeit nicht an jeder, auch der unschuldigsten Stelle des Dramas schon immer am Werk gewesen? Albrecht Schöne hat nachgewiesen, dass Jungfer Gretchen nicht nur als verführtes Opfer, sondern auch als exemplarische Hexe zu lesen ist - und insofern hat sie in der Walpurgisnacht ebenso ihren Platz wie in den Andachtsnischen der Gefühlskultur....Also spricht der ambivalente Postmodernismus sich aus Problemen hinaus steigernd solang "anything goes" auch wenn und gerade weil Menschgemachtes dadurch der Selbstzerstörung zugeführt wird, so wie sich Philosophie an sich als beschleunigte Herbeiführung des Todes vor der Erfüllung des Lebens versteht! nach Bosnien wissen wir wieder, was es heisst eine wohlorganisierte Gesellschaft zu Tode polarisieren, sollten wir das nicht in der paradigmatischen Säuberung der menschlichen Aus- und Weiterbildung von jedem Wirklichkeitsbezug durch die Postmoderne  erkennen. Was mit dem Abstraktwerden des Himmels begann endet heute erneut in Völkermord und gibt wieder einmal Anlass zu Diskussionen über den Tyrannenmord. Von Romanen lernen wir   trotz vieler anderslautenden Hoffnungen, nicht viel über Lösungen dafür um so mehr über  Mystifikation, welche von der als abweisend dargestellte Wirklichkeit mit zugeschriebener Virtualität ablenkt. Kann sich der Mensch wieder zur Wirklichkeit zurück sehnen, wenn er, z.B. als alte Dame, an die unvermeidliche Grenze der Virtualität gelangt oder gibt es einen "point of no return" zur Verdammnis? Mit dieser Frage geht es eben nicht nur darum, dem Tod den Stachel zu ziehen, sondern das Schöpfungswerk und damit sich selbst vor den sonst eintretenden Konsequenzen des eigenen Tun und Lassens einem Reengineeringprozess zu unterwerfen. In Ermangelung des Wirklichkeitsbezuges haben sich unsere Intellektuellen die alternative Möglichkeit eines mentalen Redesigns ihre Selbst- und Weltverständnis verbaut. Mit ihrem Virtuellen versuchen sie, wo das technisch noch nicht machbar erscheint, von Menschen wie Goethe dazu angestiftet, mit dem überlebenden Kollektiv eine Überlebens-Versicherung über ihr abzusehendes individuelle Ende hinaus abzuschliessen. Man kann, in einem letzten Aufbäumen des Eigensinns, sich auch einbilden, dass wer bis hin zum Ende wie Manager rastlos wirke, die Natur verpflichtet, ihm eine andere Form des Daseins anzuweisen,  wenn die jetzige einen solchen Geist nicht mehr auszuhalten vermag... und der Rest ist Outsourcing, Tyrannenmord, bla, bla, bla, oder Gnade. Selbstverständlich mischt auch die andere postnormale Stätte der Schweiz, das GDI z.B.  "Was ist das Gute am Bösen" von 10-16:00 für Fr. 980.- mit (Brückenbauer 20.4.99, p28) mit: Statt von besserem Verstehen wird davon geredet, heute die gestrigen Erfolgsprodukte zu kannibalisieren und mit Begriffen neu umzugehen und zu ihnen, wohlverstanden nicht zur Realität oder gar zur Wirklichkeit auf die sie hinweisen sollten, ein neues Verhältnis zu gewinnen; virtuelle Virtualität also! Diesem Unsinn des "Kaisers neuer Kleider" wird dadurch die Krone aufgesetzt, dass man einfach davon ausgeht, dass sich aus dem Chaos heraus Systeme selbst organisieren nach dem Motto: Man warte lange genug und aus einer Abfallgrube wird ein Jumbojet aufsteigen, oder was Du Dir sonst noch wünschen mögest damit dieser Ansatz zur "self fulfilling prophecy" wird. Im übrigen bin ich gespannt wie der Autor dieser Phantasien, Norbert Belz mit dieser, meiner politisch nicht korrekten, Irritation seines Intellekts umgeht. Ob er damit zu einem neuen Verhältnis zu sich selbst evolutioniert, oder ob er einfach weiter an seinem Erfolg bastelt, wahre Erfolge verdrängend, weil sie angeblich der Nachhaltigkeit (wohl seines Intellekts) im Wege stehen?