©BurkVerlag | Dort, wo das F9=Grundsätzliche berührt ist, Rm=mulitplizieren sich dessen Rahmenbedingungen unzweideutig von selbst. Donald Rumsfeld sagte das in Anspielung an die Apokalypse im November 2002 wie folgt: Wenn der Grund für den Krieg mit Irak gegeben ist, wird etwas passiert sein, dass alle dafür - unzweideutig eben - verstehen werden! |
Mit der erwünschten und notwendigen Brücke zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften, zwischen Vernunft der auf der Realität basierender Logik einerseits, und gesellschaftlichen Anmassungen und (Ver-)Führungstechniken anderseits, sind Macht- und Realpolitiker gefordert. |
Noch bei der Katastrophe des Atomunterseebootes Kursk galt in Russland wie eh und je: Selbst den eigenen Menschen in grösster Not kann und will der in Moskau repräsentierte Staat nicht beispringen, wenn es nicht in seinem unmittelbaren Interesse ist. Beim Terrorüberfall auf das Theater in Moskau 2002 hielt sich Putin formal zurück und die Terroristen hin, bis er den Spagat mit Nervengas auf der Reihe hatte. Vor allem aber gab er die Maxime eines jeden Staatschefs nicht auf: Keine Regierung darf sich erpressen lassen.
| Er sagte wenig, und das Wenige in klaren Worten. Er versprach eine starke Hand. Auf der anderen Seite sagt ihm die Vernunft, dass Russland nur noch als demokratische Marktwirtschaft einen Platz in der modernen Welt haben kann. Noch aber sind seine Reflexe - etwa gegen störrische Medien - jene des KGB-Offiziers geblieben, der die öffentliche Ordnung vor jeglicher Unruhe schützend, Ruhe und Sicherheit des Landes, seiner Bürger und der Regierung garantieren will. | |
In seinem Essay-Roman «Homo Sovieticus» schrieb Alexander Sinowjew einst, der Sowjetmensch habe keine Überzeugungen, sondern nur mehr oder weniger stabile Reaktionen. Erstere kann sich kein Systemmensch leisten; seine Verhaltens-Stereotypien müssen kompatibel mit der vom System vermittelten Überzeugung sein, genauso, wie ein Manager profitorientiert sein muss, will er nicht im Abseits eines Gulags bzw. beim Arbeitsamt oder selbst mit goldenem Fallschirm am Boden zerstört enden. | Das erklärt auch Putins Verhalten nach dem Terroranschlag. Am Krankenbett der milde Patriarch, im Kreml der unnachgiebige Kriegsherr - jeder kann in ihm sehen, was er sehen möchte, solange er damit im Interesse des Systems genügend Akzeptanz für sein wirkliches Vorgehen hat. Putin hat sich eine positive sowjetische Identität über die Jahre der Perestroika bewahrt, bis heute. Dies nicht zuletzt, weil er gar nicht in Russland war, als das Ausmass der sowjetischen Korruption, die Gräueltaten seiner Leute, des KGB, für alle Sowjetbürger sichtbar wurde.
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Damals als die sowjetische Identität seiner Altersgenossen einzustürzen begann, sass er in einem Plattenbau der Stasi in Dresden - eher eine kleine Büromaus als ein Spion - und sammelte Politmaterial über den Klassenfeind; Material, von dem er annehmen konnte, dass es in Moskau niemand mehr las. | Seine Frau Ludmilla sagte später, die Stasi-Nachbarn hätten noch an eine leuchtende Zukunft des Kommunismus geglaubt, als in Russland längst die Perestroika im Gange war. Von Henry Kissinger erzählt Putin, dieser habe ihm einmal gesagt, «alle anständigen Leute fingen im Geheimdienst an», eben wie Kissinger und Putin, George Bush sen. usw…
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Diese zeitgeistgemässe Anständigkeit erreichte Putin in unserem exemplarischen Beispiel in der Verbindung der Mittel mit dem Zweck an. Das geht ganz so, wie die Geisteswissenschaft sich am Zeitgeist und dieser sich an der Naturwissenschaft, die sich an die Naturgesetze der Schöpfungsordnung anzupassen versucht, los lässt: Putin suchte sich eine Rolle im Rückgrat des repressiven Systems. Ein sowjetischer Spionagefilm soll ihn so fasziniert haben, dass «Agent» als Berufswunsch den Piloten und Kapitän zur See verdrängte.
| Als 15-Jähriger sprach er beim Leningrader KGB vor. Dort beschied man ihm, man nehme keine Freiwilligen; ein Jus-Studium jedoch könnte hilfreich sein. Im letzten Studienjahr wurde er schliesslich rekrutiert. Putin verdankte seine Karriere der Sowjetmacht - nicht zuletzt die Chance, trotz bescheidener Herkunft studieren zu können. Er wurde im System stolzer Vater zweier Töchter, Besitzer eines kaukasischen Hirtenhundes und eines Schiguli, eines Kleinwagens. Und dafür führte er aus, was sich andere ausdachten. | |
Vielleicht lag in dieser Unscheinbarkeit seine Stärke, denn 1998 wurde Putin Chef des neuen Inlandgeheimdienstes FSB. Im August 1999 machte Jelzin ihn zum Ministerpräsidenten - und vier Monate später, durch seinen Rücktritt, zum amtierenden Präsidenten. Was ist jetzt die Wahrheit, und was ist Spin? Wladimir Putin verstand es, die aufgeheizte Stimmung nach mehreren Terroranschlägen auf Moskauer Wohnhäuser zu nutzen.
| Die russische Armee marschierte zügig auf Grosny zu und ebnete ihm den Weg ins Präsidentenamt. Unzweideutige Ankündigungen, wie die «Banditen müsste man auch auf dem Klo kaltmachen», verhalfen ihm zu einer hohen Popularität, die bis heute ungebrochen ist. Am 26. März 2000 wurde er mit 53 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang bestätigt.
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Nach dem Gasangriff auf das Moskauer Theater mehren sich die Hinweise darauf, dass Moskau entgegen allen Beteuerungen eben doch das gesamte tschetschenische Volk für den Terroranschlag haftbar macht. Putin fühlt sich so stark wie der amerikanische Präsident. Der Kreml wird den Europäern nun noch weniger Einmischung in den Krieg im Kaukasus erlauben. Doch je länger Moskau auf Gewalt setzt, desto mehr Terror wird es, wie andere damit auch, ernten. Putin ist mit dem Krieg im Kaukasus gross geworden. Heute ist er sein Gefangener.
| Genauso werden in der Postmoderne die untereinander rivalisierenden Natur- und Geisteswissenschaften zum Gefangenen ihrer Rhetorik, die ihnen, davon geteilt, die postmodernen Intellektuellen einflüstern, um sie beide zu beherrschen. Auf der andern Seite haben spätestens am 11. September 2001 die Drahtzieher der Terroristen die Semiotik, die Lehre von den Zeichen, entdeckt: Es kommt nicht nur darauf an, den Gegner an einer empfindlichen Stelle zu treffen. | |
Eine Massnahmen, bzw. ein Attentat ist erst dann richtig erfolgreich, wenn es so kommuniziert wird, dass es sich in die Gehirne und Herzen der ganzen Welt einbrennt. Die ästhetische Kraft der Bilder von den einstürzenden Zwillingstürmen des World Trade Center machte die Macht eines Osama bin Laden begreifbar und rechtfertigte gleichzeitig den Krieg der USA gegen den Terror. | Russische Politiker vergleichen nun das Moskauer Geiseldrama mit dem Angriff auf das World Trade Center. Tatsächlich haben sich die tschetschenischen Terroristen mit dem Theaterkomplex ein für Russen äusserst sensibles Ziel ausgesucht: Es liegt gerade vier Kilometer vom Kreml entfernt mitten im Zentrum der Macht. Auf der Bühne wurde das Musical «Nord-Ost» aufgeführt, eine sozialistische Helden- und Liebessaga aus dem Zweiten Weltkrieg, so richtig fürs russische Herz.
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Selbst die Stürmung des Moskauer Theaters wurde, über die Ereignisses am 9/11 an Bord des in Pennsylvania zum Absturz gebrachten Flugzeug hinaus in einer Steigerung vom Handy einer Journalistin aus live über einen Radiosender reportiert – so lange, bis sie vom Gas ohnmächtig niedersank. Die Öffentlichkeit war als Teil des schaurigen Spektakels eingeplant. Damit sind wir schon fast wieder bei der Gladiatorenkultur des Alten Rom von 200 v. bis 300 n.Chr. Ihr trotzte Spartacus 70 v.Chr. mit 100'000 befreiten Gladiatoren und Sklaven vergebens; Tausende endeten an Kreuzen entlang der Via Appia. Dann wurde 80 n. Chr. das Kolloseum in Rom eingeweiht, in dem neben etwa 200 anderen Schlachttheatern, Politik bei Brot und Circus gemacht wurde. In den über vier Jahrhunderten schlachteten Menschen einander vor gröllendem Publikum ab, bis es die christlichen Kaiser abschafften.
| Erst das Christentum brachte also die notwendige Bewusstseinserweiterung über einen auf Grausamkeit basierenden Staat hinaus. Doch nach dem finstern Mittelalter begann das kollosale europäische Völkerschlachten und Völkermorden auf der ganzen Welt. Was ist z.B. die ARENA am Schweizer Fernsehen anderes als Wortgladiatorie? Zu allem spiegelt man mit Multimediashows à la Big Brother mit virtueller Realität vor, dass man ohne grosse Anstrengung etwas zu verstehen, Karriere machen kann. Damit liefert man einfach das Verfügungswissen, um das Sosein aufrecht zu erhalten; nur, mit Infotainment ist man wie ein Krebsgeschwür, selbstzerstörend, ins Chaos führend, Teil der Hölle auf Erden... | |
Die Geiselnahme von Moskau endete scheinbar mit einem Sieg des Staates. Die ruhigen Bilder von den toten Terroristinnen im Theater, die NTV ausstrahlte, suggerieren, dass alles vorbei sei. Auch Horrorfilme enden so. Das Böse scheint besiegt. Doch es schläft nur von Belzebub vertrieben, um später an einem anderen Ort (danach Bali) wieder "aufzuerstehen": Das blutige Ende des Geiseldramas in Moskau hätte verhindert werden können behauptet der tschetschenische Exilvizepräsident Akhmed Sakajev. | «Die Geiseln sollten am Samstagmorgen um 11 Uhr freigelassen werden, unabhängig vom Resultat der Verhandlungen mit Kasantsev.» Dies sei in einem Telefongespräch vereinbart worden, welches der tschetschenische Ex-Präsident Selimkhan Jandarbajev am Freitagabend mit dem Anführer der Geiselnehmer, Movsar Barajev, geführt habe. «Es kann keinen Zweifel daran geben, dass die russischen Sicherheitsbehörden dieses Telefongespräch abgehört haben. Sie wussten also von den Absichten der Geiselnehmer.» Ein solches unblutiges Ende habe Moskau aber offensichtlich nicht gewollt:
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Das von Moskau behauptete Ultimatum der Geiselnehmer, ab Samstagmorgen 6 Uhr mit der Erschiessung von Geiseln zu beginnen, habe es «nie gegeben»: «Das Gerücht von einem Ultimatum sei vom russischen Militär unmittelbar nach Beendigung des Telefonkontakts mit Jandarbajev verbreitet worden. Es sei eine Lüge gewesen.» Die Geiselnehmer hätten kein Blutbad gewollt: «Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie trotz der Wirkung des Gases die Sprengladungen innerhalb einer Sekunde auslösen können. Sie haben es aber nicht getan.» Dazu sagte die britische Schauspielerin Vanessa Redgrave: «Es ist ein Verbrechen, dass der Kreml alle Friedensbemühungen sabotiert.»
| Ruslan Kaschbulatow, der nach seinen Erfahrungen als Mitglied der russischen Tschetschenien-Delegation mit den Geiselnehmern hätte verhandeln sollen, erklärte: «Moskau wollte eine militärische Lösung und hat Alternativen überhaupt nie in Erwägung gezogen.» Und Litauens ehemaliger Präsident Vytautas Landsbergis appellierte an die europäischen Staatschefs, sich nicht vor der Verantwortung zu drücken und endlich zu erkennen, dass Tschetschenien zu Europa gehöre. Sakhiev Maga hat sich alle Reden auf der Konferenz angehört. Er verurteilt die Geiselnahme. Aber er kann sie verstehen: «Viele meiner Landsleute haben alles verloren. Es bleibt ihnen nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt.» | |
Was zur Unzweideutigkeit führt... | ...und wo sie angebracht ist: | |
5Kv-b(J5-h) Aufrichtigkeit 6Ke-g(S3-b) Begegnung 7Re-A(b6-L) Heiterkeit 7Oe-I(y5-J) Bewusstheit | Aufrichtigkeit ist gut für das Nebeneinander, solange man damit ihm Rahmen bleibt, Begegnungen, die darüber hinaus gehen sind schlecht für das Miteinander, Heiterkeit dagegen ist (fast) immer sehr gut und Bewusstheit tut gut, ausser man spielt mit gezinkten Karten. Doch damit ist Lebenserfüllung als grundsätzlicher Wert noch nicht gegeben, und darum lass ich mich nicht von blossen Spielchen erschöpfen... | |
Klicken Sie bis zur Bewusstheit der Unzweideutigkeit durch, die erst wieder zur Verbindlichkeit unter menschenwürdigen Zuständen führt.... |
Code=7Km: An welcher Wirklichkeit passen sie Ihre Sprache an ?
Jetzt geht es darum, über die mit Toleranz und Unzweideutigkeit erweitert Unabhängigkeit hinaus zu einer Neue Verbindlichkeit zu finden; darin liegt banal gesprochen, auch der Schlüssel zum über dem Trauma des Crash der New Economy hinausführenden Neuen Marketing...