Sosein - System
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Über die mit dem Sosein in der Gesellschaft verbundene Befindlichkeit kann über Meinungsumfragen eine Wirkungsanalyse über deren Funktionieren gemacht werden, so z.B. über das Sicherheitsempfinden, die Einschätzung der Kostenfolge für entsprechende Massnahmen, die Direktheit und Effektivität der damit eröffneten Kommunikationswege, die Komplexität von Absprachen und die damit verbundenen Dienstwege etc.

 

Wie steht es aber in Bezug auf die persönliche und die kollektive Identität? Wie weit ist z.B. letztere Voraussetzung z.B. für eine Verfassung für die EU? Oder kann man umgekehrt mit einer Verfassung eine kollektive Identität konstitutionalisieren; in welcher Beziehung soll sie auf die persönliche der Betroffenen eingehen, und wie weit kann sie deren Sosein und den Istzustand der Gesellschaft formen?

Bis vor kurzem war das Sosein die Domäne der Psychiatrie und der Psychologie; danach sind wir alle ein Selbst bis hin zu einem Macht- bzw. in der Identitätskrise, ein Ohnmachtszentrum. Dazwischen wird das Selbst als individuell angesehen. Weil es sich damit aber der allgemeinen Vernunft entzieht, erscheint es ihr als widersprüchlich, mysteriös, unbeschreiblich, undefinierbar, unbegrenzt und doch als kreativ etc., bzw. leidensfähig. Es findet seinen entsprechenden Ausdruck im Tun, wie sinngemäss der Gott, in dessen Bilde man sich den Menschen vorstellt.

 

Wie kann sich eine Gesellschaft dem Untergang entziehen, wenn ihre Mitglieder untereinander ihre Banden beliebig selbst zu gestalten beginnen, die sie bisher konstituierende Tradition damit erodiert und die Betroffenen damit ihre bisher daran orientierte Identität verlieren? Genügt da eine Eventkultur à la Expo.02? Oder können wir wie die EU und der Zeitgeist, ohne entsprechende gemeinsame Identität der Beteiligten, ein erstrebenswertes Kollektiv bzw. ein Trend bilden, der unser Sosein wünschenswert fördert?

So ist das Sosein der Seele sprachlich zum Selbst evolutioniert und wird heute an seiner politischen Korrektheit mit entsprechenden Benchmarks, bzw. der Bezahlung für das Tun und Lassen bemessen. Schon Machiavelli wies im Interesse seiner Prinzen in diesem postmodernen Sinn darauf hin, dass ein sich mit der Seele Beschäftigen den Menschen im entsprechend noch möglichen Leben verkrüpple. Marx sprach im Interessen seiner Prinzipien von der Religion als "Opium für das Volk", das dessen entsprechender Kultivierung im Wege stehe. Damit geht es dann "natürlich" nur noch um das Sosein des Kollektivs, wie wir es heute mit Kennzahlen erfassen. Obwohl 2001/2 mehr als die Wertschöpfung der gesamten Menschheit in dieser Zeit vernichtet worden ist, kann man damit in den OECD Ländern noch von einem leichten Wachstum sprechen, was ein Fortschritt im Sosein suggeriert, der mit dem Empfinden und Erleben, wie auch mit dem Bankkonto von immer mehr Menschen im krassen Widerspruch steht.

 

Nur in dem Masse wie eine Verfassung auf hohem Abstraktionsniveau lebenswirklichkeitsbezogen ist, vermag sie nachhaltig zu sein. Beispiele dafür ist die wohl älteste (über 5000 Jahre) Psychologie, die des Orakelsystems des I GINGS, dessen Symbolik zeitlos ist und dann die Bibel, deren Inhalt trotz massivster Anfeindungen erhalten geblieben ist und deren Bedeutung aktueller ist als je. Daneben ist die heutige Begriffs- und Zeitgeistsprecherei geradezu primitiv, gemäss Bibel eben toter Buchstabe und Schall und Rauch. Und die Geschichte ist voll von einstigen Gemeinwesen, die in unversöhnliche religiöse, ethnische oder soziale Gruppen zerfallen oder ganz verschwunden sind.  Zudem stirbt immer noch mit jedem Menschen eine ganze Erfahrungsbibliothek und jeden Generation muss deshalb immer noch das Zusammenleben unter riesigen Opfern neu erfinden. Heute sind die bisherigen zivilisatorischen Errungenschaften, weil wir gegenüber dem Fortschritt der Technik nicht Schritt gehalten haben, wie vor dem Untergang Roms, erneut in Gefahr...

Hobbes und Locke gingen davon aus, dass die meisten Menschen in der Erhaltung ihres Selbst übereinstimmen, womit dieses für sie gut und die Grundlage für gegenseitige Übereinstimmungen und damit erstrebenswerte Verträge zu sein habe, was zu einem entsprechend erleuchteten Egoismus, bzw. einer Vernunft geführt hat. Diese hat uns im letzten Jahrhundert die schrecklichsten Kriege bereitet! Daraus ergab sich der zivilisierte Mensch, der ein bequemes Überleben anstrebt. Descartes trieb das dadurch weiter, dass er die Natur auf die mit der Technik heute mögliche Erweiterung unserer Glieder mit Werkzeugen und Waffen und unseres Willens mit Kommunikation reduzierte. So gesehen können wir jetzt alles in der Natur wissen, ausser das/der, was/welcher weiss. So entfremdet sich das Selbst vor der wahren Natur und kannibalisiert diese zu seiner Erhaltung, bis zum Geht-nicht-mehr eben. damit stellt sich die Frage der Konvergenz menschlicher Bemühen und dessen Nachhaltigkeit: Der Anfang dieses Jahrhunderts verhiess nur für den Neuen Krieg dafür Hoffnungen...

 

Noch beschränken kollektive Verfassungen die Autonomie und die Würde der Individuen aufgrund der verallgemeinernden Humanwissenschaft. Die EU sucht auf der kollektiven Ebene andere Wege,  droht aber an der mangelnden Identifizierung der Staaten mit deren Vetorecht überreglementiert und damit entscheidungsschwach zu werden. Schwache Geister fordern daher den Konsens auf dem Eigeninteresse statt mit dem Wirklichkeitsbezug zur effektiven Identität der entsprechenden Humansysteme. Aus der Unfähigkeit der Humanwissenschaft reelle Humansysteme ihrem Erfüllungsprinzip gerecht werdend zur Operationalisierung der Entscheidungsfindung zu modellieren, schüttet man so das Kind mit dem globalen Bade aus. Somit verbleibt die blosse Hoffnung auf die Reziprozität gleichgeschalteter Entitäten, die damit im Ganzen, bzw. im Chaos zerfliessen: Wer weiss, vielleicht wir die Menschheit damit ein Vielzeller, den Anschein nach heute ein globaler krebs, oder das erhoffte "Global Brain"...

 

Damit geht es nur noch um guten oder schlechten Egoismus, d.h. um den Erfolg in dieser Scheinwelt. Schon Sokrates hat aber darauf hingewiesen, dass die Orientierung an anderen, als Fremdbestimmung, eigentlich eine Geisteskrankheit ist. Damit reduziert sich der Realitätsbezug des Menschen auf den Bezug zu dem, was andere darüber sagen. So geht es nur noch um damit geschlossene, „gute“ Regime, die allesamt damit geschlossen, selbstzerstörend enden.

 

Man redet von Effizienz, Flexibilität und Sachgerechtigkeit, und versucht damit die Produktion zu steigern, da man vermeintlich nur damit wachsen kann; jeder Baobabbaum weiss es besser! Tatsache ist seit etwa 1973 sinkt die Lebensqualität an immer mehr orten auf dieser Erde, und seit Anfangs dieses Jahrhunderts auch der effektive Wohlstand. Wohin also verschwinden die Früchte der zunehmend hektischeren Arbeit?

Damit ist aber der gute Menschen, oder das Gute in ihm ein Störenfried, den er versucht die Titanic vor dem Untergang zu retten. Und tatsächlich, immer mehr Menschen reagiert traumatisch auf die Thematisierung der Lösung für das Chaos; die eigene Identität! Daran haben die Klügeren so lange nachgegeben, bis sie jetzt die Dummen geworden sind! Dass damit Ungeduld, bis hin zu Terror, bei der grundsätzlichen Ausarbeitung von weiterführenden Spielregeln entsteht, versteht sich von selbst, aber nicht ohne Selbst...

Aus Gleichheit und Mehrheitsregeln ist das Infotainment der Masse durch verfilzte Gruppen geworden, mit dem gemobbt wird, wer nicht im Trend ist. Noch werden Gruppenmeetings, allen voran Parlamente als Hort komplexer Abwägungen, bzw. die "unsichtbare Hand des Marktes" trotz anders lautenden Notwendigkeiten und besseren Einsichten, immer noch als "ultima ratio", effektive schicksalshaft als Gottesersatz angesehen und wie Götzen gepflegt, auch wenn sich ihm immer mehr Menschen in der Beliebigkeit entziehen...

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