... über das Leben führt zu seinem Tod!

Zwei kleine Nervenknoten in den jeweiligen Hirnhälften, die Mandelkerne, schon lange bekannt als Schaltzentren bei Angstreaktionen, bewahren uns angeblich auch davor, einem Vertreter an der Tür auf den Leim zu gehen oder wahllos mit jedem Wartenden an einer Bushaltestelle offen zu plaudern. Zu diesem Ergebnis ist jedenfalls eine Forschergruppe um den Neurologen Antonio Damasio von der University of Iowa gekommen. Sie meinen damit das emotionale Unbewusste sichtbar gemacht zu haben, sodass man sagen kann, dass unser Körper mehr weiss als wir selber.

Nachdem wir aufgezeigt haben, wie "man" es sich vorstellt, dass es von Nervenzellen zum Bewusstsein kommt, stellte sich u.a. Thomas Kramar die Frage: Wie kommt der Geist ins Gehirn? Und er meint dazu: "Das Leib-Seele-Problem scheint für die meisten Neurologen gelöst: Der Geist sei als Produkt des Gehirns zu verstehen." Nur wie? Nachrichten und Überlegungen aus einem Expansionsgebiet der Naturwissenschaft, dessen Vordenker einmal mehr unser Weltbild zu erschüttern drohen besagen: "Der Geist, nicht das All ist die letzte Herausforderung für die Wissenschaft." Mit diesem Satz beginnt der US-Wissenschaftsjournalist John Horgan ein Kapitel seines scharfsinnigen Buches "The End of Science". Im Original steht übrigens statt Science, "Mind": ein bedenkliches Beispiel für ein Übersetzungsproblem. 

 

"Mind" heisst einerseits mehr als "Geist" - nämlich Verstand, Gemüt, Bewusstsein, ja sogar Gedächtnis -, andererseits weniger: Im Wort "Geist" schwingen unweigerlich animistische, spirituelle, christ­liche Bedeutungen mit. Der Geist weht, wo er will; es wäre absurd, das Wort in diesem Satz mit Mind zu übersetzen. Den Mind im Gehirn festzumachen klingt intuitiv akzeptabler, als dem "Geist" nur eine an den Körper gebundene Existenz zuzuschreiben....

Damit sind wir mitten im Problem der c3-000-Intellektuellen: Denn mit der letzten Herausforderung meint Horgan den Versuch, das, was wir Geist und/oder Seele nennen, reduktionistisch, also mit den Mitteln der Naturwissenschaft, zu beschreiben. Nicht zufällig hat sich Francis Crick, einer der beiden Entdecker der DNA-Struktur und flammender Reduktionist, dieser Aufgabe zugewandt. In seinem Buch "Was die Seele wirklich ist" fand er klare Worte: Dualisten mögen nur "glauben, dass Materie eine Sache ist und Geist eine vollständig andere. Unsere erstaunliche Hypothese hingegen besagt: Das Gegenteil ist der Fall, die Nervenzellen machen das alles". So erstaunlich ist die Hypothese längst nicht mehr: Das Gros der Hirnforscher findet heute nur mehr unfreundliche bis spöttische Worte für den Leib-Seele-Dualismus, wie ihn etwa Descartes verstand. Ohne neues Denkmodell werden aber weder Reduktionisten noch Dualisten auf die wirkliche Frage eine Antwort geben können, denn die Frage ist komplexer, als dass wir sie mit den gewohnten Denk-Strukturen und Konzepten beschreiben könnten. Wir mögen der Realität gerecht werden, aber nicht der übergeordneten Wirklichkeit! 

 

Die damit verbundene Herausforderung sollten wir schon von deren Unterdrückung durch die Inquisition, die Alchemisten, die "Flat Earth Society" und dem geozentrischen Weltbild kennen...

 

Betrachtet man aber die bisherige Geschichte der Naturwissenschaften, ist der neue Ungeist  Schritt nur zu gut nachvollziehbar,  zeitgeistlogisch. Es war dieser konsequent reduktionistische Ansatz, der die angeblichen Triumphe der modernen Biologie (von DDT bis zu AIDS) ermöglicht hat: Der Vitalismus, die Idee, es müsse "irgend etwas" geben, was belebte von unbelebter Materie grundsätzlich unterscheidet, ist darin längst obsolet. Mit ihm sei auch der Leib-Seele-Dualismus bereits "mit Alchemie und Astrologie auf den Misthaufen der Wissenschaftsgeschichte verbannt", schreibt der US-Wissenschaftstheoretiker Daniel C. Dennett (ein besserer Zeitgeistjournalist und Schwarzkünstler) in seinem Buch "Spielarten des Geistes".

 

So wirken Wissenschaftler#0, die nach Möglichkeiten suchen, den Dualismus neu zu begründen, wie in einem Rückzugsgefecht, um mit ihrer Schwarzkunst ihr Gesicht zu wahren. Es sind interessanterweise meist solche, welche ein Biologie- oder Physikstudium nicht verstanden haben und es nur als Vorwand für ihre versteckten Absichten ins Szene setzen. Während Biologen in ihrer Forschung, solange es noch nicht ums Klonen von Menschen geht, in der Lebensnähe kaum an erkenntnistheoretische Grenzen stossen - auf die Chemie können sie sich noch verlassen, auf die genetische Manipulation und deren Restrisiken aber noch nicht -, sind Physiker - spätestens seit der Quantentheorie einigen Erschütterungen ausgesetzt. Ihnen macht etwa ein anderer Dualismus, der Welle-Teilchen-Dualismus, den festen Glauben an eine zweifelsfrei erkenn- und verstehbare Aussenwelt nicht leicht. 

 

Die aus der Quantentheorie erwachsenden Verwirrungen brachten sogar so genannt ernsthafte Physiker, wie Eugene Wigner dazu, von "Bewusstseinswellen" zu sprechen und darüber zu spekulieren, dass die Psyche die Materie so beeinflussen könne, dass eine Wellenfunktion "kollabiert", also einen bestimmten Wert annimmt. Solche Spekulationen sind zu Recht scheinbar passé, doch nicht nur die esoterische Literatur hält an ihnen fest. Der Zeitgeist unterwandert z.B. über die sogenannte c3-Wissenschaftsgeschichte eben gerade Physik und Biologie immer wieder neu.

 

In dieser Tradition steht z.B. der damit namhafte theoretische Physiker Roger Penrose. Er wagte sich in seinem Buch "Schatten des Geistes" gar an eine These über die Entstehung des Bewusstseins: Dieses basiere auf Quantenphänomenen in den Mikrotubuli der Nervenzellen.

Diese Theorie wurde nicht nur von Neurologen mit Hohn abgeschmettert. Sie ist auch im Ansatz fragwürdig: Denn selbst die seltsamsten Quanteneffekte sind ja Teil der mit reduktionistischen Methoden beschriebenen Materie - und damit betätigt sich Penrose, auch wenn er sich noch so oft als Platonist deklariert, im Grunde wieder als Anti-Dualist reinsten Wassers.

Anders der britische Neurowissenschaftler John Eccles, der gemeinsam mit Karl Popper das Buch "The Self and Its Brain" verfasste: Er vermutete einen Geist, der das Gehirn - von aussen - beeinflusst, indem er entscheidet, welche Neuronen aktiv werden und welche nicht. Für eine solche absurde Annahme gibt es bis heute keine Indizien, Eccles räumte auch freimütig ein, dass seine Ablehnung des "billigen Materialismus" das Motiv hinter seiner Theorie war, also der von Wissenschaft#3 nachgewiesene inhärente Gegensatz zwischen Wissenschaft#0 an sich und Wissenschaft#1 an sich, womit sich Wissenschaft#3 in Gegensatz zu Wissenschaft#2 mit ihren absolutistischen Anmassungen der Allgemeinverbindlichkeit begibt...

 

Das Dilemma ist offensichtlich: Wer als Naturwissenschaftler annimmt, dass es einen Geist oder eine Seele gibt, der oder die vom Körper unabhängig existiert oder existieren kann, setzt seine Theorie der materiellen experimentellen Überprüfung aus. Damit versucht er sie dann wieder ins Terrain der Naturwissenschaften zu stellen, und kann, solange diese nicht W#0 unterwandert ist (also versucht er sie zu unterwandern, was ja einfach und gewinnbringender - als Bestsellerautor - ist als wahrhaft seriöse Wissensarbeit), nur verlieren: Wenn sich eine wissenschaftliche Erklärung findet, ist sein Dualismus kein Dualismus mehr. Es bleibt die Frage, ob das Problem des Geistes, insbesondere des Bewusstseins, nicht per se Grenzen der Erkenntnis überschreitet, was die Pre-Trans-Trap, angefangen mit der Flat Earth Society, rechtfertigen würde. Anders gefragt: Ist es einem Verstand#2 möglich, sich selbst#3 zu verstehen? Kantianer würden hinzufügen, dass sich die Erfahrung#3 seiner selbst grundlegend von der der "Welt der in Begriffen#2 wahrgenommen Erscheinungen" unterscheidet und es mithin damit nicht möglich ist...

 

Damit sind SIE vor die Frage gestellt, auf welchen Geist SIE IHR MOS einstellen, den c3-anmassenden Ungeist, oder den C3-Heiligen Geist im Wirklichkeitsbezug. Bekanntlich könne sich heute Schwule auf Gene (Pädophile erst auf das Zölibat) berufen (von Lesben habe ich noch keine genetische Rechtfertigung gehört). Noch aber können SIE sich bei der Wahl Ihrer Mentaleinstellung zwischen

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C3-Lebenserfüllung und c3-anmassender End- und Todestechnologie

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Wahrheit über die Realität als Hinweis auf die C3-Lebenswirklichkeit und Eigendynamik von c3-Virtualitäten

nicht auf ein Neuron berufen; im Wohlstand bleibt die Hoffnung, dass "wir" auch das noch vor der Götterdämmerung hinkriegen...

 

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